Kleinstbetriebe nur mit wenigen Chancen

Berliner Morgenpost-Online - BERLIN (20.04.01) - Von Oliver de Weert

Königs Wusterhsn. - Wie finden das Milliardenprojekt Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) und die kleinen Betriebe aus Handwerk und Bauwirtschaft der Region zueinander? Nur mühsam offenbar, wie der Blick in eine Informationsveranstaltung der Handwerkskammer Cottbus am Mittwochabend in Königs Wusterhausen zeigte. «Flughafen Schönefeld - eine Chance für Handwerkskooperationen», so der optimistische Titel. Das Echo blieb verhalten.

Angesichts der Krise am Bau sei man bald bei amerikanischen Verhältnissen angelangt, klagte ein Zuhörer: Ein- oder Zwei-Mann-Betriebe würden sich dann nach Tagelöhner-Art auf Baustellen verdingen. Schon bei überschaubaren Aufträgen der öffentlichen Hand müssten die kapitalschwachen Handwerker passen, weil sie nötige Bürgschaften nicht zusammenbekämen.

Abhilfe schaffen sollen Bietergemeinschaften oder andere Kooperationsformen kleinerer Unternehmen - und das mit Blick auf das Flughafenprojekt besser heute als morgen, befand Kammer-Vertreter Manfred Haaken. In zwei Jahren sollen die Ausschreibungen laufen: «Wer dann erst über Zusammenschlüsse nachdenkt, kommt zu spät.» Interessierte Firmen sollten rasch ihre Bereitschaft zur Beteiligung an Kooperationen erklären.

Einen deutlichen Schritt weiter ist da bereits die «Wirtschaftinitiative pro Flughafen», wie der Vorsitzende Reinhard Schuster, Chef der KWer Hafengesellschaft Lutra, verdeutlichte. Vor einem halben Jahr habe die Initiative ein Leistungsprofil ihrer Mitgliederfirmen bei der Flughafengesellschaft abgegeben. Ziel sei nun, das eigene Leistungsvermögen von derzeit 1,1 Milliarden Mark auf 4,4 Mrd. Mark herauf zu schrauben. Über das Intranet seien die Firmen des Pools verbunden. Erfolgen die Ausschreibungen für den BBI, würden die Inhalte von einem Ingenieurbüro für das Firmennetzwerk aufbereitet.

Ein Kernproblem der Kooperationen im Handwerk sei neben den Eigensinnigkeiten der Firmenchefs das gemeinsame Management, sagte Berater Uwe Otto aus Berlin. In Cottbus würden derzeit 22 Umschüler zu Kooperationsassistenten ausgebildet, die später zum Beispiel in gemeinsamen Management-Unternehmen arbeiten sollen. «Bei Großaufträgen ist solch eine Firmengründung sinnvoll», sagte Otto.

Die für den einzelnen Handwerker oder Baubetrieb imposanten Dimensionen des Schönefeld-Projekts bezifferte Gerd Rosenbaum von der Flughafengesellschaft: Auf den 1400 Hektar BBI-Fläche sollen u.a. 6,5 Millionen Tonnen Erde bewegt werden. 700 000 Tonnen Zement wird Airport verschlingen. Das Transportaufkommen für die Baumassen: 200 000 Lkw-Fahrten à 30 Tonnen. Aufträge für 3,4 Milliarden Mark sind zu vergeben.

Fazit von Kammer-Vertreter Haaken: Auch der Einzelbetrieb habe in Schönefeld vielleicht Chancen, «aber nur als Sub-Sub-Subunternehmer».

© Alle Rechte beim Verlag (Darstellung des Original-Artikel aus dem Archiv des Verlages )